Nationaler Sprechgesang?

Neonazis, die HipHop machen? Was – wenn man mal die Herkunft und Entwicklung von Rap betrachtet – auf den ersten Blick ziemlich absurd erscheint, sorgt auch innerhalb der Neonazi-Bewegung für Diskussionen.

Ihr Auftauchen ist ein Anzeichen für die anhaltende Modernisierung der rechtsradikalen Szene und gleichzeitig der Versuch der Unterwanderung einer Jugend- und Musik-kultur. Es muss leider festgestellt werden, das Neonazis in immer mehr (Musik-) Genres Fuß fassen und vor allem bei Jugendlichen Anklang finden.

Es geht bei der Geschichte auch gar nicht um Akzeptanz innerhalb der eigenen ‚Szene‘. Darum geht es nicht. Das Medium ‚Nationaler Sprachgesang‘ soll in diesem Zusammen-hang nicht als reine Unterhaltung dienen, sondern hat weitere Aufgaben. Es soll ein bislang verschlossenes Tor auf-gestossen werden. Und wenn auch nur ein bislang unbe-darfter Jugendlicher durch dieses Medium an unsere Gemein-schaft herangetragen wird, dann hat sich der Aufwand durchaus gelohnt.” (Vorabinformation zur Veröffentlichung ‚SZU-Sprachgesang zum Untergang‘)

                                                    

Und wie hat das angefangen?

Weite Teile der deutschen Rap – Szene versuchen sich seit Jahren mit immer übertriebeneren und krasseren Texten zu übertrumpfen und in die Medien zu spielen. So bildete sich auch die Nische für “patriotische Rapper” im deutschen Main-stream – Rap wie Fler oder Dissziplin.

Fler, der mit der “Neuen Deutschen Welle” 2005 für Diskussionen sorgte, ist nicht rechtsradikal, sondern “erfüllte nur die Vorgaben seiner (damaligen) Plattenfirma Aggro Berlin, die ihr Geld damit verdient, immer massivere Skan-dale zu inszenieren. Er selbst durchschaut nicht, was er damit anrichtet, wenn er singt, er wäre stolz und deutsch”, so der Rapper Tibor Sturm.

Allerdings legte er mit den Grundstein für einige Gruppen, die später mit “nationalem Sprechgesang” in die Öffentlichkeit traten. Häufig handelt es sich dabei um Nebenprojekte von rechten Rockbands oder deren Mitglieder.

Den Anfang dieser von der Öffentlichkeit wenig beachteten Entwicklung markierte der Künstler (King) Bock 2006 mit der Veröffentlichung seines “Demotape”. Ein Jahr später brachte er das mittlerweile indizierte Album “Walther – Steinar – Kö-nigsee” heraus. Genaueres zu ihm sowie zu den mir bekannten Projekten ist hier und hier zu erfahren.

Ich selbst schließe mich den Unterzeichner*innen der Stel-lungnahme zum Album “Zyklon D – Frontalangriff” von Dissau Crime an:

Wer in Texten antisemitische, rassistische, homophobe und frauenfeindliche Inhalte transportiert, und den historischen Nationalsozialismus glorifiziert, hat in der Szene absolut nichts zu suchen.

Zur Unterscheidung Rap und Hip Hop:

Rap ist (neben B-Boying/B-Girling, Graffiti Art und DJ-ing) ein Teil von Hip Hop. Hier wird von NS Hip Hop gesprochen, weil bereits mehrere Elemente der Hip Hop-Kultur durch neonazistische Strukturen missbraucht werden (Rap und Graffiti).

Allgemeine Infos zur Hip Hop-Subkultur:

http://www.jugendszenen.com/?portfolio=hip-hop

Weiterlesen:

Güngör, Murat/Loh, Hannes(2002): Fear of a Kanak Planet. Hip Hop zwischen Weltmusik und Nazi-Rap. 

‚Deutschrap den Deutschen?‘ – Eine Broschüre der ticktickboom-Crew 

http://juice.de/rechtsaussen-patriotismus-und-deutscher-nazi-rap/

Die – unterschiedlich ausführliche – Vorstellung einzelner Interpret*innen findet sich unter den folgenden Links. Stark vereinfacht wird zwischen Interpreten, die sich im rechten Umfeld bewegen und  Rap, dessen Texte rechte Ideologie transportieren unterschieden.

13 Antworten to “Nationaler Sprechgesang?”

  1. maria Juni 20, 2012 um 1:34 pm #

    hey ich hab eine frage, wer steckt hinter diesem blog? finde ihn recht übersichtlich und würde gerne einschätzen können, woher die daten und informationen stammen…
    vielen dank und grüße

  2. laughaboutnshiphop September 20, 2012 um 4:56 pm #

    Hallo,
    schön, dass dir der Blog gefällt.
    Hinter dem Blog steht eine Initiative, die sich zum Ziel gemacht hat, über das Thema aufzuklären und
    auf die Existenz von „NS HipHop“ hinzuweisen.
    Die Informationen sind im Netz recherchiert.
    Wenn du genaueres wissen willst, melde dich.
    Grüße zurück, l.

  3. Partisan November 9, 2012 um 10:57 am #

    Sehr gute Seite!

    Bin an Materialaustausch interessiert, da ich selber recherchiere und Material erstellen möchte. Quellen wären wichtig.

    neu endeckt: Komplexx / Lokalpatriot


    Wehrhaft

  4. Rico Februar 23, 2014 um 9:39 am #

    Da ich kein Kontaktformular finde verweise ich Hier einfach mal auf nen „Neuling“ der sich „rapvolution“ nennt…
    Kennt den jemand?

  5. laughaboutnshiphop April 28, 2014 um 10:57 am #

    Ein Artikel zu Rapvolution wurde erstellt.

  6. Lina1625 März 5, 2015 um 8:31 am #

    Toller Blog! Schreibe gerade meine MA zum Thema neue rechtsextreme Musik und bin sehr dankbar für die Infos und das Material 🙂 ticktickboom hat übrigens vor ein paar Wochen eine Broschüre zu dem Thema veröffentlicht: http://www.ticktickboomcrew.de/deutschrap-den-deutschen-deutscher-nationalismus-im-rap/

  7. Dee März 7, 2015 um 8:08 pm #

    Hör Grad diesen wehrhaft.
    In dem song Generation ohne Identität kann ich seine Sehnsucht nach einer besseren Welt fühlen. Ganz ehrlich er tut mir leid. Er will ja nur Struktur, liebe und Ordnung. Wer will das nicht? Und so rechts fand uch den Song nicht.Er war zwar raptechnisch vverdammt schlecht aber inhaltlich sehr interessant und wichtig. Und etwas Patriotismus macht einen doch nicht zum Nazi nur weil es Deutschland ist. Wenn ein Grieche sein Land liebt ist er ja auch kein Nazi. Ich finde man sollte differenzieren und nicht allzu ernst als nazimusik nehmen dieser wehrhaft macht das ja nicht um negativ zu manipulieren sondern ich glaub er möchte nur gehört werden und hofft dass er mit seinem Schmerz über die Situation seiner Heimat die damals tatsächlich mehr zu bieten hat als jetzt zumindest an struktur und vllt zuammenhalt als jetzt. Ich bin ausländischer Herkunft und kann ihm verstehn ich wünsche mir auch keine junkies mehr keine PatchworkFamilien keine gewalt keine chancenungleichheiten ob in Deutschland oder sonst wo. Der junge braucht hilfe. Gebt ihm liebe seid Freunde statt feinde und er wird sich ändern. Make love not war!!!! Hiphop is peace love and unity!!! If we cant love nazis we are fucking hippocrate haters that dont deserve to be called hiphop!!!!

  8. A.Regen August 20, 2015 um 6:36 pm #

    Hey, kann man mit euch irgendwie in Kontakt kommen? Ich beschäftige mich viel mit dem Thema, und hätte mal ein paar Fragen, möchte das aber nicht öffentlich hier diskutieren.

  9. Roth Dezember 7, 2016 um 12:38 pm #

    Hallo. Auch ich suche Kontakt zu euch. Schreibt mir doch bitte ein Mail. Danke!

  10. laughaboutnshiphop Februar 4, 2017 um 3:45 pm #

    Bitte schreibt an: nonshiphop@web.de

  11. xo so max 4d April 11, 2017 um 7:58 am #

    1 like for hiphop

  12. Taroni Februar 3, 2021 um 4:23 pm #

    Hallo! Ich schreibe im Augenblick meine Masterarbeit über NS-Rap und erstelle dabei ein Szeneprofil. Die Quellenlage ist leider (oder Gottseidank!) relativ rar. Eure Seite finde ich super strukturiert und informativ und bin überrascht, dass ich über ziemlich viele „Umwege“ erst auf sie gestoßen bin =) Ich würde mich sehr über einen Austausch von Quellen oder etwaigem Material freuen!
    Ganz viele Grüße

  13. laughaboutnshiphop Februar 13, 2022 um 6:20 pm #

    Schreibe an: nonshiphop@web.de

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